Was kostet denn das?

Kennen Sie noch den -Werbeslogan „GEIZ IST GEIL!“? Gar nicht geil.

Ja, wir wollen alle sparen. Und wir wollen nur das Beste. Das wiederrum, soll dann nichts kosten. Und wenn es etwas kostet, dann nur, weil sich ja jemand bereichern will. Zugegeben,es gibt Ausnahmen. Firmen, die nur am eigenen Wohl interessiert sind. Unternehmen, die z.B. Brunnen zuschütten, um ihr überteuertes Wasser dann in Plastikflaschen an die Bevölkerung zu verkaufen, die es sich kaum leisten kann.
Doch mal ehrlich, über den Benzinpreis jammern wir alle. Verzichten wir deshalb auf das Auto? Das neue Handy kostet 800 Euro. Na und? Es ist geil und ich bin der erste der es hat! Ja, so funktioniert Marktwirtschaft.

Seit längerer Zeit stellen wir fest, dass immer mehr Anfragen kommen, was denn die ein oder andere  Behandlung bei uns kosten würde. Auch Kollegen berichten mir über solche Anfragen und ob vielleicht eine Impfung billiger wird, wenn zwei oder drei Hunde gleichzeitig geimpft werden.

Leider machen sich die wenigsten Gedanken darüber, warum eine Leistung kostet, was sie kostet, was sie kosten muss.

Tierärztliche Leistungen lassen sich nicht mit Waren wie Telefone oder Fernseher vergleichen. Das Apfel-Fon 12 ist immer gleich ausgestattet, wenn es bei einem Händler weniger kostet als bei einem anderen Händler, ist es dort tatsächlich günstiger. In der Medizin hängt das endgültige Honorar eben von der Ausstattung ab: Zum Beispiel ist eine Kastration eben nicht nur einfach eine  Kastration, da man sie unterschiedlich vornehmen kann!  Inhalations- oder Injektionsnarkose etc…

 


Beispiel Impfung.
Laut GOT (Gebührenordnung für Tierärzte) setzt sich eine Impfung aus mehreren Positionen zusammen. Da ist unter anderem die Untersuchung des Tieres, die Impfung, die Bescheinigung der Impfung im Impfausweis und der Impfstoff. Der Grundpreis, also die Leistungen ohne den Impfstoff, der sich ergibt, ist der Preis (das Honorar), den ein Tierarzt mindestens nehmen muss. Hinzu kommt dann der Preis für den Impfstoff. Was ein Impfstoff kostet hängt davon ab, wieviel der Hersteller dafür haben möchte. Nutzt der Tierarzt einen sehr hochwertigen Impfstoff, die vielleicht besser, länger oder vielseitiger wirkt als ein anderer Impfstof, kostet er auch mehr. Das bedeutet, das ein und die selbe Impfung, je nach verwendetem Impfstoff dementsprechend mehr oder weniger kosten kann.
Der Preis, besser das Honorar der Impfung, ist also unter anderem davon abhängig, wie „gut“ der Impfstoff ist.
Wer also jetzt fragt, was eine Impfung gegen eine Krankheit kostet, sollte auch fragen, welcher Impfstoff verwendet wird. Doch kann ich als Laie wissen, welcher Impfstoff gut ist? Hier sind wir dann also beim Vertrauen angelangt. (Es gibt Tierärzte, die Impfungen deutlich unter dem von der GOT vorgeschriebenen Honorar anbieten,dieses Dumping  ist illegal.)
Ich muss meinem Tierarzt vertrauen (können), dass er mich nach bestem Wissen und Gewissen berät und mein Tier entsprechend behandelt.

Beispiel Kastration Hündin.
Eine Kastration kann 350,-  oder auch 850,- Euro kosten. Doch warum?
Die Kastration setzt sich unter anderem aus der Untersuchung des Hundes, der Narkose inkl. der Medikamente, dem Eingriff und den angewandten Medikamenten und Verbrauchsmaterialien zusammen.

Doch beginnen wir von vorn…

Die Narkose: Hier gibt es mehrere Möglichkeiten.

Es gibt eine Injektionsnarkose, die das Tier  in den Muskel oder die Vene appliziert bekommt.
Vorteil, sie ist kostengünstig.
Nachteil, sie ist schwer steuerbar, da, ist das Medikament einmal injiziert, kaum steuerbar ist.

Bei der Inhalationsnarkose bekommt das Tier die Narkose über ein Sauerstoff-Narkosegasgemisch verabreicht. Hierzu wird entweder ein Tubus (ein Schlauch in der Luftröhre) oder eine Atemmaske verabreicht.
Der Vorteil ist, daß sie sehr gut zu steuern und sehr verträglich ist.
Nachteil: Sie ist teurer, weil man extra ein Narkosegerät benötigt und die Medikamente ein Vielfaches kosten.

Liegt das Tier erst einmal in Narkose, kann man die Narkose mittels eines speziellen Gerätes überwachen.
Der Patientenmonitor: Es ist dieses Gerät, daß sie aus den Krankenhausserien kennen und das immer „PIIIIIIIEP“ macht, wenn den Schauspieler das Zeitliche segnet. Es zeigt permanent ob EKG, Sauerstoffsättigung, Atmung etc. in Ordnung sind.
Vorteil: Der Arzt sieht in Echtzeit wie es dem Patienten geht.
Nachteil: Das Gerät kostet viel Geld in der Anschaffung, das macht die Narkose zwar sicherer aber auch teurer.

Dann kommen wir zum Eingriff selbst: Eröffne ich den Bauch mit dem Skalpell oder einem Elektroskalpell (HF-Gerät) oder einem Laser? Oder doch mit dem Endoskop? Je nachdem für welchen Weg man sich in Absprache oder nach Praxis-Standard entscheidet, wird die Operation natürlich günstiger oder teurer. Der Eingriff wird entsprechend auch besser vertragen, wenn ich mich für die modernste, oft teuerste Form entscheide.
Jetzt müssen wir den Bauch ja noch zunähen. Nehmen wir den günstigen Faden, der auch mal zu früh an Halt verliert und nicht so gut vertragen wird, dafür jedoch deutlich günstiger ist? Oder doch lieber den Faden, den man in der Humanmedizin in der Schönheitschirurgie einsetzt? Er lässt die Wunde perfekt abheilen, kostet aber das Doppelte.

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Mal so am Rande. Nehmen wir an, Ihr Auto benötigt neue Bremsbeläge. Würden Sie die Bremsbeläge mit den billigen Nachbauten aus einer China-Hinterhoffabrik oder lieber gegen die teureren Original Ersatzteile tauschen?     

Man könnte noch unzählige Beispiele aufzählen…

Letztes Besipiel:

Einer Katze muss ein Zahn gezogen werden. Das kostet mehr oder weniger. Denn die Frage ist, was mache ich, damit es nicht mehr weh tut? Und ist es damit getan den einen Zahn zu ziehen oder sollte ich auch gleich die anderen Zähne professionel von Zahnstein befreien, damit auch morgen noch kraftvoll zugebissen werden kann?
Doch fangen wir an. Der Zahn tut weh und muss raus. Dazu legt man das Tier erst einmal in Narkose, tut ja auch weh so ein Zahn ohne Narkose ziehen zu wollen. Nun wird der Zahn sorgsam freigelegt und gezogen. Die Wurzeln sind alle entfernt und das entstandene Loch im Kiefer sollte geschlossen werden, indem man es zunäht. Um sicher zu gehen, dass auch wirklich alle Wurzelreste entfernt wurden, und/oder vielleicht noch andere Zähne betroffen sind, kann man vorab eine Dental-Röntgenaufnahme anfertigen. Siehe da, der Zahn daneben hat auch ein Problem an der Wurzel. Ist dem Besitzer noch gar nicht aufgefallen. Also nimmt man den doch lieber auch gleich heraus, bevor in zwei Wochen das Tier erneut in Narkose gelegt und der Zahn dann gezogen werden muss. Zum Schluß wird die entstandene Wunde (Loch im Kiefer) noch zugenäht. Das Tier bekommt ein Schmerzmittel, ggf. ein Antibiotikum und darf nach Hause. Damit die Nahrungsaufnahme in den nächsten Tagen nicht all zu schwierig und schmerzhaft ist, gibt man noch eine sehr weiche Feuchtnahrung mit, die leicht, ohne kauen zu müssen, aufgenommen werden kann.  .

Man kann hier jetzt natürlich den Rotstift ansetzen und sparen. Los geht’s:
Streichen wir alles, was man kann aber nicht unbedingt muss. Also:

Die Narkose wirkt. Solange das Tier atmet ist doch alles okay, wofür die Überwachung mittels Patientenmonitor? Kostet Geld, gestrichen.
Die Wunde lassen wir offen, wird hoffentlich auch so verheilen. Kostet Geld, gestrichen. Nun gut, das eine Loch ist doch arg groß. Nehmen wir aber nicht den Faden, den auch der Zahnarzt nimmt. Dieser, der beim letzten Mal so wunderbar verheilt ist, sondern den günstigeren Faden. Wieder gespart..
Dentalröntgen um die anderen Zähne zu kontrollieren? Lieb gemeint, aber wenn es in zwei Wochen immer noch weh tut, bin ich wieder da, bis dahin…spare ich für die erneute Narkose.
Schmerzmittel? Kostet auch Geld. Da mir die Katze ja nicht sagt, dass es weh  tut. verzichten wir drauf. In der Natur gibt es ja auch keine Schmerzmittel.
Zahnreinigung? Ich habe noch nie gesehen, dass eine Katze in der Natur ihre Zähne putzt. Solange es nur stinkt… Und wenn es wieder weh tut, komme ich vorbei. Oder gehe da hin wo es am günstigsten ist…

Wir haben also viel Geld gespart, doch hilft das auch Ihrem Liebling?

Alle wollen sparen, aber Qualität hat seinen Preis. Wie ist Ihre Erfahrung mit Kleidung, Handys, Lebensmitteln? Ist billig immer genauso gut wie teuer, nur billiger ? Hier ein Beispiel: Ein Apfel-Phone kostet deutlich mehr als ein billiges Telefon aus Fernost. Sie zahlen aber auch die Qualität, die Innovation und die längere Haltbarkeit. Dafür sind wir gern bereit etwas mehr auszugeben, oder?!

Wer glaubt, z.B. eine Kastration kostet eigentlich immer Summe X, der irrt. Die Annahme, das alles was darüber liegt, Raffgier des Arztes sei, liegt somit falsch. Man kann eine medizinische Leistung nicht mit einem Handy oder  Auto  vergleichen.  Vergleichen Sie erst, wenn Sie alle, wirklich alle Fakten berücksichtigt haben. Ich sage hier nicht, das ein Kollege besser oder schlechter ist, weil er anders operiert. Aber fragen Sie sich, wie sich das Honorar zusammen setzt. Eine Inhalationsnarkose ist teurer als eine Injektionsnarkose, mit all den Vorteilen. Ein Monitoring macht die Narkose sicherer, ist aber nicht immer essentiel.

Tiere kosten, nicht nur die Anschaffung, sondern ein Leben lang.
 

Und fragen Sie sich zum Schluß, was Sie sich selbst wünschen würden?
Den großen Bauchschnitt oder das kleine Loch für die endoskopische Operation?
Die Operation beim Chefarzt mit anschließendem Aufenthalt im Einzelzimmer
oder den jungen Studenten, der mit zittrigen Händen hoffetlich das richtige Bein amputiert, äh, eingipst?

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