Änderung der GOT ist da

Es ist beschlossen. 2020 wird es eine Änderung der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) geben. Grund ist die teilweise sehr schlechte Notdienstversorgung. Immer mehr Kliniken müssen aufgrund der stark gestiegenen Personalkosten Ihren Klinikstatus abgeben und nennen sich Gesundheitszentrum o.ä. Damit umgehen Sie der 24stündigen Rufbereitschaft. Nicht weil sie keine Lust haben, sondern weil es finanziell einfach nicht mehr aufrecht zu erhalten ist. Näheres unten…

Aber ihr Tierärzte verdient doch schon so viel. Ihr kriegt den Hals nicht voll. Wo ist eure Tierliebe hin?

Ich muss jetzt mal eine Lanze für alle die Kolleginnen und Kollegen da draussen brechen!
Das hat nichts mit Raffgier oder fehlender Tierliebe zu tun. In den Foren ist immer wieder zu lesen, dass viele nicht verstehen warum wir Tierärzte Geld für unsere Leistungen nehmen. Lieben wir die Tiere denn nicht?
Doch, denn sonst hätten wir dieses lange Studium nicht auf uns genommmen, sondern hätten einen Beruf gewählt, bei dem man deutlich besser für seine Arbeit entlohnt wird. Es ist keine Frage der inneren Einstellung sondern des Überlebens. Ich erinnere mich noch an die Begrüßungsworte unseres Professors im ersten Semester: „Wenn Sie hier studieren um das große Geld zu verdienen, sind Sie hier falsch. Tierarzt, das ist der schmutzigste, dreckigste, gefährlichste aller unbezahlten Jobs!“.
Recht hat er. Dieses Studium ist nahezu identisch zum Studium der Humanmedizin. Während die Kollegen der Humanmedizin sich nur um ein Individuum – den Menschen – kümmern, müssen wir alles über Mäuse, Kaninchen, Reptilien, Hunde, Katzen, Pferde, Kühe und Schafe lernen. Wie ihr Stoffwechsel funktioniert, wie sie ernährt werden müssen, welche Krankheiten es gibt und wie sie behandelt werden. Und dann ist da ja noch die Lebensmittelkunde, also wie aus dem Schwein eine Wurst wird, usw. Nur das Wirtschaften wird uns nicht beigebracht. Also, wie finanziere ich meine Praxis, wie bezahle ich mein Personal, wie meine Steuern und wie die teuren Geräte, die ich benötige, damit ich überhaupt arbeiten kann? Also beginnt man mit nichts als einen Berg Schulden auf den Schultern und versucht täglich diesen Spagat zwischen wirtschaftlichem Arbeiten und dem „ich muss mir abends noch im Spiegel in die Augen sehen können“.
Ja, wir lieben Tiere. Aber wir lieben auch unsere Familie und die müssen wir ernähren können. Jeder von uns würde, angetrieben von Idealismus und Euphorie am liebsten alle Tiere umsonst behandeln, doch das geht nicht. Warum will der Bäcker Geld für sein Brot? Ist es doch ein Grundnahrungsmittel. Warum erreichen Sie den Kinderarzt am Wochenende nicht, wenn ihr Kind sich das Knie aufgeschlagen hat?. Liebt er Kinder nicht? Warum kostet eine Behandlung meines Tieres am Wochenende mehr als in der Woche? Ich muss doch auch jeden Tag aufstehen?
Wir Menschen haben eine Krankenversicherung, die uns die Kosten für einen Arztbesuch abnimmt. Was das kostet, wissen wir oftmals gar nicht. Was kostet wohl ein gebrochener Arm, den Sie am Sonntag nacht ins Krankenhaus bringt? €100,- €500,- oder €15000,- ? Was kostet das Medikament, das Oma jeden tag nehmen muss, damit ihr Herz nicht schlapp macht? Der Arzt wird nicht in Frage gestellt. Wenn ich meinen Hausarzt am Wochenende nicht erreiche entschuldige ich es, er hat ja auch mal ein Wochenende verdient. Und bei dem schönne Wetter ist es doch klar, daß er mit seiner Frau auf der Yacht an der Ostsee entspannt.

In der Tiermedizin wird meistens direkt mit dem Besitzer abgerechnet. Also erfährt der Besitzer sofort, was eine Leistung, das Medikament oder der Notdienst kostet. Glauben Sie mir, wenn Sie dann im Vergleich die Rechnung für eine vergleichbare Leistung in der Humanmedizin sehen würden, hätten Sie eher Mitleid mit den Tierärzten.

Ich könnte jetzt endlos weitere Beispiele nennen. Doch unterm Strich bleibt, dass Tierärzte auch nur Menschen sind. Sie lieben Tiere. Doch sie haben auch eine Verantwortung gegenüber ihren Angestellen und Ihrer Familie. Leistungen müssen bezahlt werden, damit sie bestehen können. „Geiz ist geil“ ist nicht geil, sondern ziemlich dumm gedacht. Klar wollen wir alle sparen, doch Qualität kostet. Und ein Leben ist so viel mehr wert…

Hier ein Auszug der Seite Wir sind Tierarzt.

Folgende neue Gebühren sind also künftig (01.01.2020) verpflichtend abzurechnen:

  • Eine pauschale “Notdienstgebühr”: Sie beträgt künftig 50.- Euro bei einem Tierarztbesuch zu den Notdienstzeiten (s.u.). Bei mehreren zu behandelnden Tieren fällt die Gebühr nur einmal an.
    Achtung: Die GOT-Gebührensätze sind Nettobeträge. Es addieren sich noch 19% Mehrwertsteuer (9,50 €) dazu. Der Kunde muss also einmalig 59,50 Euro bezahlen.
  • Ein Mindestsatz: Im Notdienst ist für tierärztliche Leistungen dann zusätzlich mindestens der 2,0-fache Satz der GOT abzurechnen.
  • Ein Höchstsatz: Anders als in der “Alltags-GOT” (maximal dreifach) dürfen Tierärzte im Notdienst künftig bis maximal zum vierfachen des GOT-Einfach-Satzes abrechnen.

Die “Nacht” beginnt um 18 Uhr, das “Wochenende” am Freitag um 18 Uhr

Zu welchen Zeiten diese neuen Notdienstgebührensätze gelten, regelt die GOT ebenfalls mit genauen Zeitangaben:

Die Nacht beginnt täglich um 18.00 Uhr und endet um 8.00 Uhr des jeweils folgenden Tages.


Das Wochenende
beginnt freitags 18.00 Uhr und endet um 8.00 Uhr des jeweils folgenden Montags.

An gesetzlichen Feiertagen gilt die Notdienstgebühr von 0.00 Uhr bis 24.00 Uhr.

Quelle: wir-sind-tierarzt.de

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