Helicobacter pylori – ein gefährlicher Magenbewohner

Wer oder was ist Helicobacter pylori?

Helicobacter pylori (H. pylori) ist ein gramnegatives, mikroaerophiles Stäbchenbakterium, das den menschlichen und tierischen Magen besiedeln kann. Der spiralig gekrümmte Keim bewegt sich mittels seiner Geißeln fort.

Der Keim wurde erstmalig 1983 entdeckt, doch erst 1989 kam es zum wissenschaftlichen Durchbruch und das Bakterium wurde weltweit als Ursache des Magengeschwürs anerkannt.

Man schätzt, dass allein in Deutschland mehr als 30 Millionen Menschen mit H. pylori infiziert sind. Die meisten stecken sich mit Helicobacter pylori an, noch bevor sie eingeschult werden. Ein abgeleckter Lollie genügt schon, um das Helicobacter-pylori-Bakterium zu übertragen. Je früher man sich mit dem Kein infiziert, desto eher entstehen Beschwerden und Komplikationen. Nach bisherigen Untersuchungen sind etwa 50 Prozent der älteren Erwachsenen mit dem Bakterium infiziert. Bei ungefähr 10-20% dieser Personen entwickelt sich ein Magengeschwür.

 

Wie wird der Keim übertragen?

Der Übertragungsweg von H. pylori ist bis heute nicht abschließend geklärt. Es scheint sich auf fäkal-oralem Weg zu verbreiten, also eine Ausscheidung des Bakteriums über den Stuhl und Wiederaufnahme durch kontaminiertes Wasser oder Nahrung. Neuere Daten weisen außerdem auf die Möglichkeit eines oral-oralen (Mund zu Mund) oder gastro-oralen (Aufnahme von Mageninhalt/-schleim aus dem Erbrochenem) hin.

Es wurden wissenschaftliche Tests an Probanden durchgeführt: Bei den infizierten Probanden konnte Helicobacter pylori in allen Proben des Erbrochenen nachgewiesen werden, oftmals in hohen Konzentrationen. Bei mehr als einem Drittel der erbrechenden Probanden wurde der Keim auch in der Umgebungsluft festgestellt. Im Speichel vor dem Erbrechen wurde bei fast 20% der infizierten Teilnehmern, nach dem Brechvorgang bei mehr als der Hälfte der Probanden der Keim nachgewiesen.Bei über 20% der Stühle der infizierten Probanden konnte Helicobacter pylori nachgewiesen werden.

Man hat den Keim auch im Magen vieler Großtierpraktiker (Tierärzte die mit Großtieren arbeiten) feststellen können. Eine Vermutung war, dass sich die Ärzte beim Schieben einer Nasen-Schlund-Sonde infiziert haben könnten. Daher wird vermutet, dass der Keim auch vermehrt bei Rindern (im Pansen) vorkommt. Eine Verfütterung von Pansen, vor allem frisch, an Hunde sollte daher vermieden werden!

 
Klinische Zeichen

Geschwüre im Magen-Darmtrakt (Zwölffingerdarm) verursachen stechende Schmerzen im Oberbauch. Das Magengeschwür zeigt dabei häufig Dauerschmerz der nach Nahrungsaufnahme verstärkt ist. Schmerzen durch Zwölffingerdarmgeschwüre bessern sich häufig durch Nahrungsaufnahme. Außerdem können Übelkeit oder Brechreiz bestehen. Die Geschwüre können allerdings auch vollkommen symptomlos bestehen, besonders wenn zuvor eingenommene Schmerzmittel die Empfindung vertuschen. Viele Patienten haben also bereits ein Geschwür, bemerken es aber gar nicht oder schieben es auf den Stress zurück.

 

Doch was macht den Keim so gefährlich?

Infektionen mit dem Keim H. pylori werden für eine Reihe von Magenerkrankungen verantwortlich gemacht, die mit einer verstärkten Sekretion von Magensäure einhergehen:
– Die Typ-B-Gastritis

– Etwa 75% der Magengeschwüre

– Etwa 90–95% Zwölffingerdarmgeschwüre

Die Geschwüre werden zuerst oft nicht wahrgenommen und erst durch Komplikationen sichtbar. Etwa 20% aller Geschwürpatienten erkrankt an einer akuten oder chronischen Blutung aus dem Geschwür. Die Blutung kann zu blutigem, bzw. kaffeesatzartigem Erbrechen oder Teerstuhl (schwarz gefärbter Stuhl) führen. Eine akute Geschwürblutung kann schnell lebensbedrohliche Ausmaße annehmen. Das Geschwür kann zu einem Durchbruch der Magenwand in die Bauchhöhle führen. Spätkomplikationen sind eine Erweiterung oder Verengung des Magenausgangs. In etwa 5% der Fälle kann ein chronisches Magengeschwür zum Magenkarzinom (Magenkrebs) werden.

Eine chronische Infektion mit H. pylori ist ein anerkannter Risikofaktor für die Entstehung eines Magenkarzinoms. Aus diesem Grund hat die WHO H. pylori 1994 in die Gruppe I der definierten Karzinogene eingeordnet.

H. pylori wird mit vielen anderen Erkrankungen in Zusammenhang gebracht, z.B. die idiopathische chronische Urticaria (Auftreten von Quaddeln jeglicher Größe und Aussehen, die an jeder Hautstelle lokalisiert sein können) , chronische Immunthrombozytopenie, ätiologisch unerklärliche Eisenmangelanämie, Morbus Parkinson.

Auch in der Tiermedizin rückt der Keim zunehmend in den Fokus. Viele Hunde und Katzen sind bereits positiv auf diesen Keim getestet worden. Da der Pansen von Rindern eventuell mit dem Keim H. Pylori infiziert sein kann, sollte man tunlichst auf die Verfütterung an Hunde und Katzen verzichten. In wieweit sich der Keim in Tiefkühlware und getrocknetem Pansen hält ist noch nicht erforscht. Trotzdem rate ich zur Vorsicht.
Zeigt ihr Tier immer wieder Magen-Darm Probleme, Erbrechen, Appetitlosigkeit oder die sogenannte Gebetsstellung (Hund streckt sich), stellen Sie es bitte Ihrem Tierarzt / Ihrer Tierärztin vor. Denkbar ist eine Infektion mit dem Kein aus dem Erbrochenem des Tieres. Tragen Sie daher Handschuhe, wenn sie das Erbrochene Ihres Tieres entfernen und desinfizieren Sie den Bereich entsprechend.

Fazit: Ein weit verbreiteter Keim bei Mensch und Tier, der symptomlos sein kann und bis hin zum Magengeschwür oder Magenkrebs führen kann.